![Vancouver Reflektionen]()
Liebes Umfulana-Team,
wie immer war unsere - mittlerweile sechste - Reise mit Umfulana perfekt (diesmal von Frau Hellack) vorbereitet. Alles hat super geklappt und wir waren überall, wie bereits auf unseren vorherigen Reisen in Südafrika, Namibia, Neuseeland, Hawaii und Schottland, sehr gern gesehene Gäste.
Leider hatten wir nur insgesamt zwei Wochen Zeit für den Westen Kanadas, daher haben wir uns auf Vancouver und einen Teil Vancouver Islands beschränkt. Wir hatten im Juli/August absolutes Glück mit dem Wetter und hatten keinen einzigen Tag Regen. Und glücklicherweise auch fast keine Mücken! In der Stadt gar keine und in ländlichen Gebieten ein paar einzelne während der Dämmerung.
Vancouver hat uns so gut gefallen, dass wir froh waren, insgesamt 4 Nächte dort verbringen zu können – 3 Übernachtungen am Anfang der Reise und nochmal eine vor der Abreise. Es gibt dort so viel zu sehen und zu tun, dass man locker eine ganze Woche in dieser fantastisch gelegenen Stadt bleiben könnte.
Das B&B in North Vancouver von Brian und Virginia ist ein sehr schönes Haus mit einem traumhaften Garten. Wunderschöne Gärten waren eigentlich das Markenzeichen der meisten Unterkünfte. Es war uns vorher gar nicht so bewusst, wie „gartenverrückt“ die Kanadier sind. Das hätten wir eher bei den Briten erwartet, aber die gemeinsame Geschichte hatte wohl auch auf diesen Bereich Auswirkungen. Schließlich befinden wir uns in British Columbia und Queen Elizabeth ist hier immer noch offizielles Staatsoberhaupt.
Zum Frühstück, das an der großen Tafel („Tisch“ wäre hier eine zu profane Bezeichnung) gemeinsam mit den anderen Hausgästen eingenommen wird, gibt es jeden Morgen für jeden Gast eine eigens gedruckte Speisekarte mit den Frühstücksgängen. Wer daraus einen Gang zu wählen beabsichtigt, wird von den Gästen, die bereits eine Übernachtung „Vorsprung“ haben, darauf hingewiesen, dass dies keine „Oder"-, sondern eine „Und“-Karte ist. Es gibt also jeden Morgen ein Drei-Gang-Menü, dazu verschiedene Brotsorten, Butter, Marmelade, Honig, Orangensaft und Kaffee oder Tee. Aber keine Angst vor einer großen Völlerei: Die Gänge sind glücklicherweise klein und leicht, so dass man sich nach dem Frühstück nicht direkt wieder hinlegen muss, sondern frisch und gestärkt zu seinen Besichtigungen aufbrechen kann.
Mit Bus und „SeaBus“ (= Fähre nach Downtown) kommt man auch aus dem Norden Vancouvers zügig in die Innenstadt. Vorteil der Lage des B&B ist, dass man in Spazierentfernung zum „Capilano Suspension Bridge“-Park wohnt. Es ist empfehlenswert, den Besuch ans Ende eines Tages zu legen, da ab 17:00 Uhr die 20% ermäßigte „Twilight-Rate“ gilt und es nicht mehr so sehr voll im Park ist. Etwa zweieinhalb Stunden braucht es für eine gemütliche Besichtigung, wobei man auf der berühmten Hängebrücke auch um diese Zeit leider kein Foto ohne andere Touristen hinbekommt.
Nach zwei schönen und interessanten Tagen ging es einmal quer durch Vancouver zum südlich gelegenen Fährhafen nach Tsawwassen, um mit einer Fähre von BC Ferries nach Vancouver Island überzusetzen. Kleine Anregung: Vielleicht wäre es sinnvoller, bei Übernachtungen in North Vancouver von Horseshoe Bay aus auf die Insel zu schippern, der Hafen liegt ja deutlich näher. Wir mussten das Frühstück am dritten Morgen im Schnelldurchgang einnehmen, um die Fähre ab Tsawwassen zu erwischen. Nach Vancouver hinein ist es morgens im Berufsverkehr immer sehr stauig, und es gibt keine Umgehungsmöglichkeit, da die großen Brücken die Nadelöhre sind.
Dennoch sind wir rechtzeitig am Fährhafen eingetroffen und konnten nach dem Abstellen unseres Mietwagens in der Wartespur noch das bunte Treiben im Fährterminal in Augenschein nehmen: Cafés, Shops und Snackbars en masse. Überall gibt es Bildschirme, auf denen man die aktuelle Position der Fähren verfolgen kann und regelmäßige Durchsagen, dass man sich bitte zwecks Boarding wieder zu seinem Fahrzeug begeben möge. Die Überfahrt nach Vancouver Island dauert etwa 1,5 Stunden und ist fast eine kleine Kreuzfahrt, so schön ist die Strecke. Bei gutem Wetter kann man die ganze Zeit auf Deck bleiben, aber auch unter Deck ist jeglicher Komfort vorhanden. Bei uns war das Wetter prima und die Überfahrt trotz starken Winds sehr ruhig. Keine Gefahr, seekrank zu werden.
Vom Fähranleger Swartz Bay bis zur Unterkunft in Victoria waren wir etwa 30 Minuten unterwegs. Zwar trafen wir in der offiziellen Mittagspause des B&Bs ein, dennoch öffnete uns Besitzer Michael freundlicherweise die Tür, nachdem er uns ums Haus pirschen gesehen hatte, und checkte uns völlig unkompliziert und zügig ein. Netter Service! Das B&B liegt nur durch die Uferstraße getrennt direkt am Meer und auch direkt am Eingang zum prächtigen Stadtpark „Beacon Hill“. Zu Fuß nach Downtown bräuchte man durch den Park etwa 20 Minuten, wenn man nicht an jedem Blümchen stehen bliebe, denn so ging es uns mal wieder…. Wie schon in Vancouver haben wir auch in Victoria zuerst die obligatorische „Hop-On-Hop-Off“-Busfahrt gebucht, um einen ersten Überblick über die Stadt und die Möglichkeiten zu bekommen.
Das B&B in Victoria ist eine Zeitreise zurück im positiven Sinne. Unser riesiges Zimmer (mit eigenem Whirlpool!) machte einen hochherrschaftlichen, gediegenen Eindruck und gewann noch an Ambiente durch die leise Bigband-Musik, die überall im Haus im Hintergrund läuft. Lässt sich nachts natürlich abschalten – einfach den Fernseher ausmachen. Das Frühstück war auch hier klasse und wunderschön angerichtet und wurde von Besitzer David im lichtdurchfluteten Frühstücksraum serviert. Wer mag, kann durchs Teleskop im Frühstückszimmer einen näheren Blick aufs Meer werfen.
Michael und David berieten uns auch bei der Auswahl der Anbieter für eine Whale Watching Tour und nahmen die Buchung für uns vor. Leider haben wir auf der dreistündigen Tour nicht die heißersehnten Orcas gesehen, die eigentlich in großer Zahl im Meer südlich von Victoria leben sollen, aber dafür einige Buckelwale und sogar einen seltenen Finnwal.
Unser nächster Stopp für eine Nacht war eine Lodge in Port Renfrew, in der wir in Jurten untergebracht waren, also quasi in sehr geräumigen und komfortablen Rundzelten mit eigenem Bad. Bei der Anfahrt wären wir fast wieder umgedreht, da wir glaubten, uns verfahren zu haben, aber die gute Beschilderung bestärkte uns doch in der Hoffnung, auf dem richtigen Weg zu sein. Vielleicht könnte man zur Information in die Wegbeschreibung aufnehmen, dass ein Schotterweg über etwa 2 km steil bergauf führt. Ohne SUV war dies nur mit guten Nerven und einem guten Gespür für das Fahrzeug möglich. Aber bisher sind wohl alle Gäste gut oben angekommen. Wir hatten allerdings keine Lust mehr, uns an diesem Tag noch einmal vom Berg zu begeben, um eine empfohlene Wanderung zu machen. Lieber haben wir den tollen Blick und die Ruhe genossen. Unsere Handys mit deutschen SIM-Cards funktionierten hier nicht. Die Betreiber der Lodge empfanden wir hier als ziemlich gleichgültig und ein wenig ruppig im Ton, was uns aber für eine Nacht nicht weiter gestört hat. Dafür war das Drei-Gang-Menü zum Abendessen fantastisch. Achtung: Zum Dinner (derzeit 42 $ pro Person plus Tax) muss man sich unbedingt bis 10:00 Uhr morgens anmelden. Dies hatte netterweise auch Michael aus dem vorherigen B&B für uns erledigt. Falls man Bier oder Wein trinken möchte, muss man dies selbst mitbringen, da die Lodge keine Lizenz zum Alkoholausschank hat. Es gibt in jeder Jurte einen großen Kühlschrank, so dass man nicht unbedingt auf Rotwein angewiesen ist, sondern auch Bier oder Weißwein genießen kann.
Danach ging die Fahrt einmal quer über die Insel, von der rauen Westküste zur lieblicheren Ostküste, ins Örtchen Ladysmith in der Nähe von Nanaimo. Das B&B von Verna und Warren liegt ebenfalls recht weit außerhalb vom Ortskern, aber unsere Gastgeber versicherten uns glaubhaft, dass es besonders am Wochenende nichts wirklich Spannendes in Ladysmith zu besichtigen gebe. Verna versorgte uns an jedem Tag mit ausführlichem Info- und Kartenmaterial inkl. handgeschriebener Instruktionen, was sich wann und wo anzuschauen lohnt und – sehr wichtig – wo man unterwegs gut essen kann.
Besonders gut hat uns der wunderschöne Biergarten des Pubs „Crow & Gate“ im nahen Cedar-by-the-Sea gefallen. Wir haben in der Tat alle Tipps befolgt und damit die knapp zwei Tage gut ausgefüllt. Die Lage des B&B ist absolut traumhaft, inmitten eines liebevoll gestalten Gartens, direkt am Wasser mit eigenem Strand und mit Blick auf den gegenüberliegenden Ort. Den Begrüßungsdrink und das Frühstück an den beiden folgenden Tagen haben wir bei schönstem Wetter draußen im Pavillon direkt am Wasser einnehmen können, mit Blick auf Boote, Otter und Wasservögel. Das B&B hat nur drei Zimmer für Gäste, die durch einen separaten Zugang erreichbar sind. Was für uns neu war, war die Tatsache, dass es in Kanada teilweise unüblich ist, die Gästezimmer täglich herzurichten, wenn man für mehr als eine Übernachtung zu Gast ist. Wir haben beide Varianten erlebt und haben gelernt, dass viele Gastgeber es als unangemessen empfinden, mit dem Betreten des Zimmers in die Privatsphäre der Gäste einzudringen. Wir fanden es nicht schlimm, dachten nur beim ersten Mal, dass die Zimmerreinigung vergessen worden sei…
Versehen mit weiteren Tipps von Verna für die Strecke von Ladysmith nach Ucluelet am Pacific Rim National Park machten wir uns wieder auf den Weg an die Westküste. Unfassbar, was man auf solch einer vermeintlich kleinen Insel wie Vancouver Island für weite Wege zurücklegen kann. Obwohl wir letzten Endes insgesamt „nur“ knapp 1.600 km in zwei Wochen gefahren sind, kam es uns gefühlt viel weiter vor. Die Topographie der Insel mit vielen Fjorden und Bergen erlaubt keine Rundfahrt im klassischen Sinne, so dass man teilweise recht lange Wegstrecken sowohl hin- als auch wieder zurückfahren muss. Zwischen Tofino und Ucluelet lohnt sich die Investition in einen Day Pass (7,80 $ pro Person) für den Pacific Rim National Park, um legal einige Wanderungen zu machen. Wenn man nur durchfährt, um von Ucluelet nach Tofino und wieder zurück zu gelangen, muss man nicht bezahlen, aber sobald man irgendwo anhält, wird die Nationalparkgebühr fällig.
Am ebenfalls direkt am Wasser gelegenen B&B in Ucluelet fiel uns als Erstes das große „For Sale“-Schild auf. Das gesamte Grundstück samt B&B und angegliedertem Kajakbetrieb steht zum Verkauf, wie auch viele andere Liegenschaften im Ort. Wir waren zwar sehr schön in der „Upper Deck Suite“ untergebracht, aber fühlten uns auch hier (wie zuvor in Port Renfrew) nicht wirklich willkommen. Ted und Tracey sind sehr in ihr Kajakgeschäft (Verleih, Kurse, geführte Exkursionen) eingebunden, so dass die B&B-Gäste quasi „nebenher“ laufen. Wir haben die beiden eigentlich gar nicht zu Gesicht bekommen, und es wurde uns auch nicht angeboten, bei ihnen ein Kajak zu mieten oder eine Exkursion mitzumachen. Als Umfulana-Stammgäste sind wir nach einigen Jahren ja nun doch ziemlich verwöhnt, was die Aufmerksamkeit der Gastgeber angeht. Auch das Frühstück und der nahezu nicht vorhandene Service fielen im Vergleich zu den anderen Unterkünften ziemlich ab. Milch und Saft kamen im Tetrapak bzw. Kanister auf den Tisch, Kaffee wurde nach nur einer Tasse pro Person nicht nachgeschenkt, dafür wurde schon das Geschirr abgeräumt, während wir noch kauten, und für die nächsten Hausgäste eingedeckt, da nicht alle gleichzeitig an den einzigen vorhandenen Tisch passten. Bei der Abreise hat Hausherrin Tracey uns immerhin noch mit leckeren selbstgebackenen Cookies für die Fahrt und einem kurzen Smalltalk überrascht.
Vorletzter Stopp unserer viel zu kurzen Reise war das Örtchen Sayward, wiederum an der Nord-Ostküste von Vancouver Island in der Nähe von Campbell River gelegen. Hier waren wir zu Gast bei Darlene und Karl, einem vor vielen Jahrzehnten eingewanderten Österreicher und seiner kanadischen Frau. Das Haus der beiden ist eine wahre Puppenstube. Wir haben uns kaum getraut, uns darin zu bewegen (das köstliche Frühstück am ersten Morgen wurde dort serviert bzw. eher zelebriert), da wir befürchteten, irgendein Dekostück umzustoßen oder herunterzureißen. Da wir gerade die einzigen Gäste waren, schenkten uns die beiden ihre volle Aufmerksamkeit, so dass wir die interessante Lebens- und Schaffensgeschichte von Karl und Darlene hören und einen dreistündigen (!) kommentierten Rundgang über das Anwesen, durch die verschiedenen Areale des Gartens und durch das eigene Stück Wald mit unseren Gastgebern (und der lieben alten Katze „Hunter“) machen konnten. Darlene ist für ihre Gartengestaltung so bekannt auf Vancouver Island, dass ganze Busgruppen zur Besichtigung des Gartens und zum Afternoon Tea anreisen. Auch für Hochzeitsfotos ist der Garten eine beliebte Location. Unser gebuchter „standard room“ entpuppte sich als komplett eingerichtete Ferienwohnung mit eigener Veranda. Zur Begrüßung gab es köstliche selbstgebackene Torte, frische Pflaumen aus dem Garten sowie zwei traumhafte Blumensträuße im Ess- und Schlafzimmer. Die Ruhe dort ist herrlich, wir haben wunderbar tief und fest geschlafen. Besonders viel unternehmen kann man in der Gegend nicht, aber wir haben in der verbleibenden Zeit noch eine kurze Wanderung in einem ausnahmsweise wirklich einsamen Wald gemacht und an beiden Abenden im winzigen Hafen von Kelsey Bay sehr lecker im Straits View Café gegessen.
Da wir am letzten Morgen sehr früh abreisen mussten, um die Fähre von Nanaimo zurück nach Vancouver zu nehmen, brachten uns Karl und Darlene am Vorabend ein großes Tablett mit allerlei Leckereien für unser Frühstück, das wir dann vor der Abreise in unserer Ferienwohnung einnehmen konnten. Es war so viel, dass wir noch reichlich an Proviant mitnehmen konnten.
Nach einer wiederum sehr schönen und sonnigen Überfahrt nach Horseshoe Bay/North Vancouver hatten wir noch eine letzte Übernachtung in einem größeren Hotel auf Granville Island. Dies ist eine derzeit sehr angesagte Insel mitten in der Stadt, auf der der Spagat zwischen langsam sterbendem Industriestandort und bewusst angesiedeltem Kommerz und Kultur in Form von Restaurants, Bars, Shops, Galerien und einem fantastischen Frischemarkt absolut gelungen ist. Hier könnte man locker zwei volle Tage verbringen, um sich alles genau anzusehen und einige Lokalitäten abzugrasen. Wir sind aber vorher noch mal schnell mit dem Bus zur Waterfront gefahren, um einen kurzen Rundflug mit einem Wasserflugzeug zu machen. Hat sich sehr gelohnt, es ist eine interessante Erfahrung, vom Wasser aus zu starten und auf dem Wasser zu landen.
Im Hotel hatten wir etwas Pech, da am nächsten Tag eine große Hochzeit stattfand und schon am Vorabend einige Bereiche für die Hochzeitsgesellschaft reserviert waren, so dass wir beispielsweise nicht auf der schönen Terrasse am Yachthafen sitzen konnten. In der Bar, die räumlich ins Restaurant integriert war, herrschte leider ungemütliche Betriebsamkeit, weil noch in Vorbereitung für die große Feier hektisch Tische und Stühle gerückt wurden und wir mit unserem Schlummerbier als etwas „störendes Beiwerk“ an der Theke abgefertigt wurden. Dafür haben wir hervorragend in den beiden breiten Betten geschlafen. Es ist schon schön, etwas mehr Platz als in einem 1,40 m breiten Queen Bed für zwei Personen zu haben….
Ein großer Vorteil der Lage auf Granville Island ist der superkurze Weg zum Flughafen, wir haben nur etwa eine halbe Stunde vom Hotel bis zur Autovermietung gebraucht. Nach einem schönen Aufenthalt in der Lounge am Flughafen verlief der Rückflug mit der Lufthansa nach Frankfurt ruhig und angenehm.
Nun ist auch diese tolle Reise schon wieder mehr als zwei Wochen her, wie schade. Aber wir zehren noch lange von den Eindrücken und freuen uns auf neue Planungen für 2017.
Vielen Dank an Umfulana und besonders an Frau Hellack für dieses erneut wunderschöne Reiseerlebnis!