
Auf dem Programm standen eine Nacht im Eishotel in Jukkasjärvi, Fahrten mit Schlittenhunden und Snowmobilen, Übernachtungen in einfachen Hütten und dann der erholsame Ausklang im Hotel Camp.
Dazu kam die Hoffnung, Nordlichter zu sehen und fotografieren zu können…..
Und ich kann vorne weg sagen, dass alles prima geklappt hat und uns alle Aktivitäten mit ihren jeweils eigenen Reizen sehr gut gefallen haben. Sogar die Nordlichter zeigten sich mehrfach und haben uns sehr beeindruckt!
Aber jetzt schön der Reihe nach:
Unproblematischer Flug über Stockholm nach Kiruna, Pick-up vom späteren Anbieter der Schlittenhund- und Snowmobilfahrten und Transfer um Eishotel.
Ankunft im Dunkeln und Erkunden des doch ziemlich ungewohnten Terrains. Die Strukturen aus Eis und Schnee und die künstlerische Gestaltung der Gänge und Zimmer sind in jedem Fall sehenswert, ein Besuch in der Icebar ist Pflicht!
Im Restaurant haben wir sehr gut diniert bevor es dann in die „Cold Rooms“ zum Schlafen ging. Ausgestattet mit dicken Daunenschlafsäcken und gut eingepackt in eigene Klamotten haben wir die Nacht bei -5°C hinter uns gebracht und dann das Frühstück im warmen Restaurant sehr genossen.
Gegen Mittag sind wir von unserem Guide abgeholt worden und nach einer rustikalen Stärkung im Base Camp erfolgten Einkleidung und Einweisung für die Tour mit den Schlittenhunden. Beim Anlegen der Geschirre und beim Anspannen der Hunde halfen wir schon eifrig mit. Gegen 15 Uhr setzte sich der Tross aus sechs Hundeschlitten in Bewegung.
Daniela, die sich vor einigen Jahren mit Jan in Kiruna niedergelassen hat, führt uns als routinierter „Musher“ durch die Wildnis. Nach den ersten – recht ungewohnten – Minuten beginnt man das stille Dahingleiten durch die verschneite und tiefgefrorene Landschaft zu genießen. Der Himmel war bewölkt und bei guter Sicht betrug die Temperatur ca. -12°C. Gut auszuhalten mit unserem Equipment!
Im letzten Tageslicht erreichten wir ein kleines Camp, das wir für uns alleine hatten.
Hauptaufgabe war zuerst das Versorgen der Hunde, die an kleinen Hütten angekettet wurden, nachdem das Laufgeschirr abgenommen worden war.
Hundefutter sind erst einmal tiefgefrorene, etwa schuhkartongroße Klötze aus Hackfleisch und ebenso gefrorene Stangen Wurst. Beides wird mit einer Axt in kleine Stücke zerteilt. Wichtig für Mensch und Hund ist jetzt das Wasserkochen. Dazu werden in den Blockhütten Öfen mit Scheiten der Silberbirke beheizt und große Töpfe mit Wasser aufgestellt.
Das zuvor zerkleinerte Hundefutter wird in Kühlboxen mit dem heißen Wasser vermengt. Nach einiger Zeit kann die Brühe den Hunden gefüttert werden.
Nach dieser länglichen Prozedur geht’s ans Kochen des Abendessens. Wir helfen alle mit und bald sitzen wir bei Kerzenschein um den Esstisch in der gemütlichen Hütte.
Es gab Hackfleischbällchen (nicht das Zeug vom Hundefutter wie uns Daniela versichert), Kartoffelpüree und grüne Bohnen.
Der bedeckte Himmel ließ keine Beobachtung der Polarlichter zu, der KP-Index als Maß für Nordlichtaktivität war auch niedrig.
Am nächsten Morgen wieder Hunde versorgen (das Frühstück wurde am Vorabend mit vorbereitet), selber frühstücken und danach die Hunde an die Schlitten spannen.
Das Jaulen und Bellen von 25 Schlittenhunden war ziemlich laut und steigerte sich, je näher der Abfahrtszeitpunkt rückte.
Wir fuhren an diesem Tag knapp 50 km und waren erstaunt, wie zäh und ausdauernd die Tiere laufen konnten. Nur bei Steigungen musste man je nach eigenem Körpergewicht mehr oder weniger nachhelfen.
Mittags wurde auf einem See nahe dem Ufer ein Feuer entfacht und Erbsensuppe gewärmt – unter diesen Umständen eine wahre Delikatesse!
Im Dunkeln erreichen wir Camp Väkkäräjärvi. Das Camp besteht aus mehreren Hütten und es sind viele Hunde am Gelände. Es folgte die gleiche Prozedur wie am Vortag und der Himmel war ebenfalls wieder bedeckt. Aber es finden sich zwei wackere Saunagänger!
Am nächsten Tag geht’s zurück zum Base Camp und wir wechseln von vier Hundestärken auf PS-starke Snowmoile!
Jan sollte uns führen, ist aber leider erkrankt und so springt Sami ein, der beim benachbarten Tour-Operator arbeitet – schön, wie man sich hier im hohen Norden hilft!
Es ist schon ein krasser Gegensatz zu den Schlittenhunden als wir mit den Snowmobilen vom Hof knatterten. Aber Spaß macht das auch, vor allem als wir erste Erfahrungen im Tiefschneefahren machen durften!
In einem nachgebauten Lavvu-Zelt gibt es Kaffee vom offenem Feuer und dazu Zimtschnecken. Sami erläutert die Fika-Kultur in Schweden. Kurz gesagt geht es um Kaffeepausen, die sich die Schweden nicht nehmen lassen – sehr sympathisch.
Von einer höher gelegenen Ebene haben wir später einen guten Blick auf Kiruna – mittlerweile ist es stockdunkel und wir fahren im Scheinwerferlicht auf engen Tracks durch tief verschneite Wälder zu dem uns vom Vortag bekannten Camp am Seeufer.
Das Ausschalten der Motoren ist deutlich weniger Aufwand als das Hundeversorgen und so sitzen wir bald beim Abendessen; wieder ist es bewölkt, daher keine Nordlichter.
Nach kurzem Schlaf werde ich mit dem Ruf „Nordlichter, komm raus zum See“ geweckt! Die beiden Jungs haben sich noch länger unterhalten und bemerkt, dass der Himmel aufklart. Als Sterne sichtbar wurden sind sie zum See gelaufen und haben die grünen Lichter entdeckt.
Ich tappe nach meinen Klamotten und der Kamera, unser Sohn hat schon das Stativ in der Hand und ab geht’s zum See.
Tatsächlich sind die Lichter zu sehen und es gibt erste Bilder –es ist sehr eindrucksvoll. Inzwischen sind alle fünf da und gemeinsam genießen wir das Naturschauspiel.
Am nächsten Morgen sind wir etwas müde und genießen die letzten Stunden der Rückfahrt zum Base Camp auf den Snowmobilen.
Die Tage in der kalten Winterlandschaft von Schwedisch Lappland waren ein wunderschönes Erlebnis, das uns alle begeistert hat.
Nachmittags fahren wir mit dem Bus nach Kiruna und erkunden die Stadt. Ein ziemliches Kontrastprogramm im Vergleich zu den Hütten ohne Strom und fließend Wasser.
Nach dem Abendessen im Base Camp wandern wir wieder los zum nahen Fluss – und wir haben Glück! Deutlich stärkere Nordlichter flackern am Himmel und wir sind sehr dankbar, diese Besonderheit des Nordens nochmal zu erleben.
Am nächsten Tag muss unser Sohn leider nach Hause reisen und der Rest der Mannschaft zieht ins Camp vor den Toren Kirunas um. Die Idee war, den Komfort des Hotels zu genießen und weiter Chancen auf Nordlicht Sichtungen zu erhalten.
An diesem Freitag klappt es auch! Bei einem KP-Index von 4.0 und klarem Himmel erleben wir ein imposantes Nordlichtspektakel am Himmel!
Samstags organisieren wir einen Mietwagen, was in Kiruna nicht einfach ist (freitags wäre besser gewesen) und am Sonntag unternehmen wir einen Ausflug zum Absiko Nationalpark. Es ist sonnig aber klirrend kalt und bei -22°C wandern wir gut drei Stunden durch eine wunderschöne Winterlandschaft.
Am Rückweg nach Kiruna ziehen Wolken auf und es fallen vereinzelt Schneeflocken (vermutlich „Industrieschnee“ der Stadt und der weltgrößten Eisenerzmine). So beenden wir den Urlaub wie wir ihn begonnen haben – ohne Nordlichter aber dafür mit einem exquisiten Dinner im vorzüglichen Restaurant des Camps.
Es war eine tolle Reise, auf der wir viel Neues erfahren und erlebt haben. Und die gemeinsame Zeit haben alle fünf genossen. Einen Urlaub im Februar nördlich des Polarkreises haben wir noch nie gemacht aber es kann sehr gut sein, dass es nicht der letzte war!
Vielen Dank an Umfulana und Daniela für die wunderbaren Tage im hohen Norden.