
Umfulana hatte man uns empfohlen wegen der besonderen Unterkünfte. Und das Versprechen wurde gehalten! Bereits in unserer ersten Unterkunft in San Casciano in Val di Pesa wurden wir mit den Worten „Sie kommen mit Umfulana? Ah, wir haben ein Upgrade für Sie“ empfangen. Die großzügige und trotzdem gemütliche Suite hatte einen eigenen Eingang und führte direkt in den Garten, in dem sich auch die Frühstücksterrasse mit Blick über die Hügel befand. Hinter den dicken Mauern fühlte man sich auch bei dem ersten Unwetter in der Nacht behütet und wie in einer anderen Welt. Alles war sehr familiär und herzlich und wurde am Ende betrachtet auch zu unserer Lieblingsunterkunft der ganzen Reise. Die Gemütlichkeit des kleinen Ortes und die Nähe zu Florenz, so dass man ganz unkompliziert und ohne Auto (wir nahmen den Bus) einen Tag dort verbringen konnte, ließen uns in Italien ankommen und schnell in dem Urlaubmodus schalten.
Es ist schwierig keinen Reisebericht in Form eines Buches zu schreiben, daher werden wir uns nur auf unsere Lieblingsorte beschränken.
Der Ausflug nach Volpaia ist einer davon; ein gemütliches Winzerdorf in einer wunderschönen Umgebung. Hier hatten wir bei bestem Wetter die kleine empfohlene Wanderung geplant. Diese wurde zu einem kleinen Abenteuer, da wir uns auf eine kleine Karte und die Wegbeschreibung verlassen hatten. Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: Unbedingt die GPS-Daten nutzen! Hier kamen wir in einer kleinen Kirche in den Genuss eines Klarinettenquartetts, das für eine Hochzeit probte. Ein wunderschöner Moment! Wieder angekommen gönnten wir uns eine Stärkung. Die Speisekarte zierte ein Familienfoto, dass ich als Erinnerung fotografierte. Das musste das Personal wohl gesehen haben, da wir zusammen mit der Rechnung dieses Bild als Postkarte geschenkt bekamen (am Kühlschrank eine schöne Erinnerung). Eher zufällig entdeckten wir auf der „Strada dei Castelli“ Vertine, ein weiteres winziges Dörfchen, in dem gerade in allen kleinen Gassen Tische aufgebaut und gedeckt wurden. Wie gerne wäre man bei diesem Fest dabei gewesen…
Auf dem Weg zur zweiten Unterkunft in der Nähe von Lucca besuchten wir Pistoia mit einer sehenswerten Altstadt und dem wunderschönen Rathaus, das innen an die Zeiten der Burgen erinnert. In einer kleinen Kirche erklärte uns und einem niederländischen Pärchen eine alte Frau in langsamen und deutlichen Italienisch die Schönheiten ihrer Stadt. Obwohl wir ihr sagten, dass wir kein italienisch können, verstanden wir dank Ihrer Geduld doch vieles. Anschließend fuhren wir immer höher und höher nach Monecatini alto. Hier gibt es noch kleine Einkehrmöglichkeiten in denen kein Englisch gesprochen wird und eine Uhr in einem alten Turm, die schon mit Steingewichten betrieben wurde und immer noch wird. Die Aussicht über Montecatini und das Umland war sehr beeindruckend.
Unsere zweite „Kurzheimat“ war Lucca. Eine besonders empfehlenswerte Stadt mit lebhafter Altstadt mit vielen Geschäften und Einkehrmöglichkeiten und einer riesigen Stadtmauer. An dieser Stelle unserer Reise wurde die Planung durch das schwere Unwetter über den Haufen geworfen. Die Fahrt ans Meer fiel leider (auch wegen der schlimmen Situation dort) aus. Lucca konnten wir dadurch aber noch ausgiebiger genießen. Und das kleine, liebevoll eingerichtete Zimmer mit Holzdecke und alten Armaturen im Bad wurde noch gemütlicher als wir triefnass nach Hause kamen und das Gewitter und der Starkregen die ganze Nacht nicht nachließen. Hier erwartete uns auch die nächste musikalische Überraschung: Ein englischsprachiger Gast „übte“ auf seinem Zimmer mit seiner Gitarre. Die unglaubliche Stimme ließ uns auf dem Flur verweilen…
Auf dem Weg zur dritten Unterkunft in Siena besuchten wir das unglaubliche San Gimignano mit den 15 alten Türmen. Diese Kleinstadt ist zurecht UNESCO Weltkulturerbe und führt einen in eine andere Zeit. Ebenfalls machten wir hier mal wieder eine nette Bekanntschaft mit einem italienischen Radfahrer. Und hier bewahrheitete sich der Spruch „Man sieht sich immer zweimal im Leben“. Und das war am nächsten Tag als wir in Siena umherschlenderten. Die Überraschung auf beiden Seiten war groß und wir fanden uns in einer Gruppe junger Männer wieder, die an einem Fahrradprojekt teilnahmen, und hatten das Gefühl alte Bekannte zu treffen. Einen letzten Ausflug machten wir zur Ruine von San Galgano. Diese Kirche strahlt trotz der langen Zeit als Ruine Schönheit und Stolz aus und macht diesen Ort absolut empfehlenswert. Siena wurde weiterhin zu einem perfekten Abschluss unserer Reise. Das Hotel hatte eine super Lage zur Innenstadt und einen traumhaften Ausblick mit nebelverhangenen Hügeln am Morgen direkt aus dem Zimmer heraus und auf den Sonnenuntergang am Abend vom Terrassengarten. Genauso prachtvoll (vor allem der wunderschöne Dom) und sehenswert wie Florenz, aber doch irgendwie heimeliger und gefühlt weniger touristisch, genossen wir die letzten Abende in der Toskana. Bei unserem letzten Streifzug, nach einem 2. Frühstück mit Cappuccino und einem Dolci in einer typischen kleinen Bar, wurden wir vor einem der Universitätsgebäude mit klassischem Gesang einer jungen Frau verabschiedet.
Die Toskana ist ein Ort mit wunderbarer Natur und gutem Essen, so wie alle sagen. Aber auch ein Ort wo man beeindruckende Städte erleben, aber auch zur Ruhe kommen kann und wo eine Bäckerin Ihren Mann aus der Backstube holt, weil man gerne die gemalte Skyline von Siena an der Wand fotografieren wollte… Wir danken Umfulana für eine sehr gut geplante Reise mit besonderen Eindrücken und dem Gefühl als Gast in einem Land gewesen zu sein und nicht als Tourist.
Birgit & Christopher